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Auf dem Motorrad durch Vietnam Teil 6: Von Hoi An nach Quy Nhon

Siebte Tagesetappe von Hoi An nach Quy Nhon

Nach vier Tagen in Hoi An beschließe ich die Weiterreise anzutreten.

Zwischen mir und meinem nächsten Ziel Quy Nhon liegen stolze 300 Kilometer.

Eine undurchdachte Mischung aus Abenteuerlust, jugendlichem Leichtsinn und „Harter Mann“ Gebaren rät mir dazu diese Etappe nicht durch einen Zwischenstopp zu trennen und so setze ich zu sehr früher Stunde nach dem klassischen Hostelfrühstück-Einheitsbrei zur längsten Etappe meiner Reise an.

Auch auf dieser Strecke wechseln sich schöne Landschaften und traurige Elendsdörfchen ab, besondere Highlights finden sich auf der Tour allerdings nicht.

Trotz weniger und sehr kurzer Pausen fahre ich erst mit Einsetzen der Dämmerung in Quy Nhon ein.

Nein, genau genommen schleifen sich rotes Moped und ich in die rettende Zivilisation.

Nach dem ich das Ortsschild hinter mir gelassen habe fängt mein Lenker an wie wild zu schlackern. Mit einem energischen Kopfschütteln möchte mir das rote Moped wohl ganz deutlich vermitteln NEEEEEIN, heute will ich nicht mehr weiter fahren müssen.

„Ganz ehrlich Moped? ICH AUCH NICHT“

Eher unmotiviert peitsche ich den Hobel durch die Stadt auf der Suche nach einem der vielen freien Mechaniker am Wegesrand, um das neuerdings merkwürdige Lenkverhalten zu ergründen.

Wie sich herausstellt fehlt nur Luft im Vorderreifen. Allerdings zur Gänze. Für ein paar Vietnamesische Dong erwerbe ich Reifenluft von dem netten Herrn und lasse mir selbige ins Rad füllen.

Leider scheint erneut ein gerissenes Ventil die Ursache des geplätteten Reifens zu sein und so halte ich nach wenigen Metern wieder einen wild schlenkernden Lenker in der Hand.

Macht aber nichts, Benzin ist ohnehin alle und ich bleibe inmitten eines Kreisverkehrs von der Größe eines Fußballfeldes liegen.

Mit letzten Kräften und sich aneinander lehnend schleifen sich Mann und Moped in eine Seitenstraße. Für Aussenstehende muss es wohl so ausgesehen haben, als wenn wir zwei geschundenen Kreaturen uns zum Sterben zurück ziehen würden.

Ich schlurxe los und kaufe mir eine Wasserflasche, eine Hälfte ziehe ich auf einen Schluck weg, die andere Hälfte gieße ich in eine Pflanze am Wegesrand. Ich lasse mir die Flasche an der nächstgelegenen Tankstelle mit Benzin füllen und latsche zurück zu meinem gemolkenen Gefährt.

Ein paar Schluck Wasser für mich, ein paar Spritzer Benzin fürs rote Moped und das Dreamteam ist wieder on track.

Wenn auch nicht lange.

Wir steuern das nächstgelegene Hostel an, ich verneige mich im Geiste ehrfürchtig vor dem treuen Begleiter, den ich über Wochen hinweg als „Wanderhure“ bezeichnet habe und verspreche nach einem respektvolleren Namen zu suchen.

Mein erster Weg im Hostel führt mich ins Badezimmer, wo eine ausgiebige Dusche nötig ist, um mir den Fahrtstaub von 300 Kilometern vom Körper zu schrubben.

Ein Blick in den Spiegel verrät, dass eine süddeutsche Herkunft nicht mit Sonnenimmunität gleichzusetzen ist und ich mir selbst eingestehen sollte von Natur aus mehr Kalkleiste als Südländer zu sein. Am Abend freue ich mich über eine äußerlich zur Gänze verbrannten Nase.

In den kommenden Tagen zusätzlich noch über eine innerlich verstopfte...

Der Mammut-Trip hat wohl auch einer bei Fahrtantritt leichten Erkältung nicht gut getan und so entdecke ich die Küstenstadt Quy Nhon in den ersten drei Tagen überwiegend durchs Hostelfenster.

Acht Liter Ingwertee und 7 Packungen Tempo später bin ich aber wieder unter den Lebenden und beschließe mich ersteinmal um mein zerschundenes Moped zu kümmern.

Neuer Reifen, neuer Reifenschlauch, neues Öl und eine ordentliche Wäsche später glänzt das Ross aus Plastik und Metal wie am ersten Tag und ich taufe es feierlich auf den Namen „Willi“.

Hat sich eine kalte Dusche wahrlich verdient: Die Wanderh*** ähm, Willi bekommt die Aufmerksamkeit, die ihm gebührt

Willi war ein liebenswürdig dämlicher Mischlingsrüde, mit dem ich das Vergnügen hatte aufzuwachsen. Willi war ein Tier, das eher durch innere Werte wie z.B. Loyalität geglänzt hat.

Böse Zungen behaupten er war hässlich und das ist leider gar nicht so weit gefehlt.

Nicht schön, aber treu und zuverlässig.

Willkommen an meiner Seite, treuer Willi. Und ähm...sorry, für den despektierlichen Arbeitstitel der ersten Wochen.

Dürfen tagsüber zum Spielen raus: Die treuen Begleiter der finanzschwachen Backpacker Geschlafen wird aber drin: Nachts kommt das Moped in die Butze...so wie es sich in Vietnam gehört

In Liebe vereint und mit verarzteten Blesuren machen Willi und ich uns auf den Weg die Stadt Quy Nhon zu erkunden.

Die kleine Küstenstadt ist mit knapp 260.000 Einwohnern eher überschaubar und bietet ausser einem Stadtstrand und der üblichen gastronomischen Highlights, die man in ganz Vietnam finden kann wenig spektakuläres.

Den Sonnenuntergang (für Frühaufsteher wahlweise auch den Sonnenaufgang) kann man sehr schön vom Gipfel des Vung Chua Bergs aus betrachten, entlang der Küstenlinie finden sich vereinzelt abgelegene Klippenabschnitte und Buchten zum Baden, die Stadt selbst hat letztlich außer ein paar netter Bars und Cafés wenig zu bieten.

Auch an einem wolkigen Tag ein schöner Anblick: Blick über Quy Nhon Bissel Kommunismus ist in Vietnam immer: So auch in Quy Nhon Lady Buddha die Zweite: Nicht nur in Da Nang kann man die gute finden, auch hier wacht sie über das Geschehen

Trotz des Mangels an innerstädtischen Highlights genieße ich die paar Tage in Quy Nhon. Nach strapaziöser Anreise und angeschlagener Gesundheit ist das ruhige Städtchen genau richtig, um wieder zu Kräften zu kommen.

Wer ein paar ruhige Tage abseits hektischer Städte verbringen möchte ist hier gut aufgehoben. Statistiken zufolge soll die Stadt sich zunehmender Beliebtheit bei Touristen erfreuen und hat daher auch zunhemend mehr für selbige zu bieten.

Nächster Halt: Nha Trang

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Meine persönlichen Random Empfehlungen für Quy Nhon

Unterkunft: Tu Casa Hostel

Sehenswürdigkeiten: Bay Xep Beach, Ky Co Beach, Thap Doi Towers, Vung Chua Mountain

Essen/Trinken: Seafood

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